MACHTRITUALE UND MASSENHALTUNGEN

„Massenhaltung“ ist ein Arbeitsbegriff, an dem sich für uns Fragen entzünden. Wie ist das Verhältnis von Unterwerfer und Unterworfenen, oder sind diese sich unterwerfende?
Werden Individuen als Masse gehalten oder folgen sie, als Ergebnis eines evolutionären Prozesses, einem Herdentrieb?
Wer trägt welche Verantwortung?
Geht es um die Attraktivität, als Einzelner, in der Macht und Größe einer Masse aufzugehen?
Oder geht es um Sicherheit, Energieeffizienz und Verantwortungslosigkeit?

Unser Ziel ist, einige der Mechanismen von „Massenhaltung“ zu verstehen, einige Machtrituale körperlich zu probieren, transparent zu machen, Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken und aus einem künstlerischen Think Tank heraus Reflexion und neue Blickwinkel zu öffnen.

In unserer Recherche beziehen wir uns auf die Ansätze der Philosophen Elias Canetti, Hannah Arendt und Michel Foucault.

Canetti unterscheidet geschlossene und offene Massen. Baulich geschlossene Massen beispielsweise sind meist „institutionalisierte Massen“ der Kirchen. Sie besitzen Regeln und Zeremonien, welche die Masse „abfangen“. „Lieber eine sichere Kirche voll von Gläubigen als die unsichere ganze Welt.“[12] Die Institution stellt demnach eine Zähmung des Massentriebes dar.

Hannah Arendt prägte den Begriff von der „Banalität des Bösen“.
Wann greifen Vorstellungen von Moral und Ethik oder ist alles evolutionäre Mechanik?

Michel Foucault zum Begriff Macht:
„Ein Ensemble von Handlungen, die sich auf mögliches Handeln richten, und sie operiert in einem Feld von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte. Sie bietet Anreize, verleitet, verführt, erleichtert oder erschwert, sie erweitert Handlungsmöglichkeiten oder schränkt sie ein, sie erhöht oder senkt Wahrscheinlichkeit von Handlungen, und im Grenzfall erzwingt oder verhindert sie Handlungen, aber stets richtet sie sich auf handelnde Subjekte, insofern sie handeln oder handeln können. Sie ist auf Handeln gerichtetes Handeln.“